Seit über einem Monat habe ich mich nun nicht mehr gemeldet, deshalb wird es Zeit mal zu berichten, was sich so tut hier in Ghana.
Wenn mir der Computer ein bissl Freiraum gibt, nutze ich die Zeit um in die ghanaische Kultur einzutauchen oder die umliegenden Orte näher kennenzulernen, Freunde zu besuchen, die ich mitlererweile gefunden habe.
Einer davon ist Ata. Sein voller Name ist Alfred Ata Kofi Ansu.
Jeder Ghanaer hat im Prinzip drei Namen.
Einen englischen wie Alfred.
Einen Tagesnamen wie Kofi für Freitag (Fiada ist gleich Freitag in Twi)
Und einen Familiennamen wie Ansu oder Asare.
Ata steht fuer Zwilling. Das heisst Ata hat ebenfalls eine Zwillingsschwester, die Ataa genannt wird.
Es gibt noch mehr Einzelheiten über ghanaische Namen, jedoch kenne ich mich dann doch nicht so genau damit aus...
Ata habe ich kennengelernt, als ich eines Tages sein Musikgeschaeft aufgesucht habe. Er hat mich damals eingeladen zur Probe seiner Culture Group zu kommen.
Leider habe ich nie die Zeit gefunden doch an einen schoenen Samstag Nachmittag im Oktober nahm ich mir endlich die Zeit.
Ich besuchte Ata in seinem Geschaeft als er gerade Gitarrenkabel zusammenlötete. Als er fertig war meinte er, er müsse zu einem Chief gehen und mit ihm was aushandeln und er will, dass ich ihn begleite. Gesagt getann.
Wir spazierten durch die Strassen ueber einen grossen Platz auf dem die riesige Bäume stehen, die viel Schatten geben, was diesen Platz zu etwas besondere macht. Wie ich danach noch erfuhr finden auf diesem Platz sehr oft Feirlichkeiten, wie Begraebnisse statt.
Wir kamen zu einem Haus mit winziger Terrasse aus dem ein kleiner, ehrwürdiger alter Mann herauskam und uns bittete Platz zu nehmen.
Ata meinte ich solle einen Blick in das Haus werfen, um die Stüle der Ältesten zu bewundern,die dort standen. In dem kleinen Raum standen viele aufwändig geschmückte grosse Stühle, auf denen die Chiefs der Stadt Platz nehmen, wenn sie etwas zu bereden haben.
Dann fingen die beiden an zu verhandeln. Ata solle auf einem Fest des Roten Kreuzes in Sunyani mit seiner Culture Group auftreten. Die Performance einer Culture Group besteht aus verschiedensten Rhythmen gespielt auf Trommeln und anderen Perkussionsinstrumenten und dem dazugehörigen Tanz.
Das Palaver, von dem ich leider nur wenig verstand, dauerte seine Zeit. Währendessen beobachtete ich das ruhige, Strassenleben von der kleinen Terrasse aus.
Ich beobachtete ein kleines Maedchen wie es ihren Hausarbeiten nachging. Wie sie pflichtbewusst die Waesche wusch, die Schuhe putzte, die Kleidungsstücke aufhing und immer wieder nach dem Essen schaute, welches sie auf einen kleinen Kohlekocher zubereitete.
Als Ata fertig war, machten wir uns auf die Suche nach einem Bookshop, denn ich wollte mir Twi Schulbücher kaufen für Kinder der Primary School um meine Twi Kenntnisse endlich voran zutreiben. Bis wir die Bücher fanden verging einige Zeit, denn wir besuchten auf der Tour durch Sunyani noch Ata s Bruder, der uns auf Fried Yam (fritierte Yamwurzel) einlud, eine meiner Lieblingsspeisen!
Jedenfalls war ich dann stolzer Besitzer von drei Twi Büchern die mich an meine eigene Volkschulzeit erinnerten aber perfekt für mich als Anfänger passen.
Wir waren hungrig, deshalb kauften wir uns an der Strasse 2 schoene Portionen Rice mit Stew. Mit unserem Essen setzten wir uns dann gemütlich auf den Balkon vor Ata s Geschäft, dass sich mitten im Zentrum im ersten Stock eines Hauses an einer der Hauptstraßen befindet. Von dort oben aus hat man einen sehr schönen Blick auf das Treiben, das ständige Kommen und Gehen unten auf der Straße.
Die Boys mit ihren Schubkarren, die Lasten hin und her transportieren, die unzähligen Taxis, die hier in Ghana das Strassenbild bestimmen und sich wie emmsige Bienen im Straßenverkehr tummeln und hupen um Kundschaft aufmerksam zu machen. Frauen und Mädchen die ihre Waren auf den Kopf durch die Gassen tragen und die Straßen überqueren, auf der Suche nach Abnehmern. Ab und zu hört man ein lautes tssszzszszs. Einen scharfen Zischlaut, welches den Händlerinnen ein Zeichen gibt, dass sie gebraucht werden und herkommen sollen.
Auch ich gehe nach unserer Hauptspeise hinunter und kaufe ein Mädchen von vielleicht 7 Jahren ein paar geschälte Orangen ab. Sie nimmt ruhig das Tablett vom Kopf, schneidet die Orangen an einem Ende ein und nimmt dann dankbar die 20 pesewas entgegen.
Die Orangen werden hier in Ghana meistens in geschälter Form verkauft und dann ausgedrückt, ausgesaugt und so getrunken. Das ist die beste Erfrischung an einem heißen Nachmittag.
Nach dem wir uns stärkten, begannen wir zu musizieren. Ata packte eine Gitarre aus, eine qualitativ zwar sehr schlechte (Fander statt Fender, made in China) aber immerhin eine Gitarre.
Er fing an ein wenig zu klimpern, ghanaische Oldtimer, wie man sie nennt. Das heißt klassischer ghanaischer High Life.
Ata lernte mir ein Lied mit dem Namen Je wu Jim, was so so viel heißt wie:
We have a funeral!
Ein Begräbnislied also. Von diesen Liedern gibt es sehr viele, den es ist üblich bei Begräbnissen diese Lieder zu singen, seiner Trauer und Dankbarkeit Ausdruck zu verleihen.
Ich lernte die Melodie die sehr schön melancholisch und eingängig ist. Dann begannen wir zusammen zu singen. Wobei immer einer von uns den Vorsängerteil übernahm.
Je nachdem wie der Vorsänger die Melodie wählt müssen die Backers, also der Chor darauf antworten.
Es war der 24. Oktober. Die Musik hat mich an diesem Nachmittag sehr berührt, da ich in ihr die Gegenwart meiner Großmutter, Annelies Rothe, spürte. Meine Oma ist an ihrem 88. Geburtstag, am 15. Oktober 2008, verstorben und wurde am Tag vor dieser Begebenheit in Maria Wörth beigesetzt.
Es war ein schöner Tag. Danke!
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